Der pfeifende Tiger

von Bibi Rend

Um ehrlich zu sein, ist meine Rezension auf Goodreads niederschmetternd ausgefallen: „Schulaufsatz 7. Klasse“. Ich habe diese Kurzgeschichte gekauft, weil ich den Titel toll fand – ich wollte unbedingt wissen, was es mit dem pfeifenden Tiger auf sich hat.

Leider ist der Schreibstil so unterirdisch, dass ich die Geschichte beim besten Willen nicht beenden konnte. Die Erzählerin wechselt von der Gegegnwartsform plötzlich nahtlos in die Vergangeheitsform, obwohl die Ereignisse chronologisch ablaufen, was wirklich sehr verwirrend war. Die Sprache ist einfach, um nicht zu sagen kindlich, und man möchte der Autorin ständig bessere, anspruchsvollere Formulierungen vorschlagen.

Ich habe mein Kindle entnervt ausgeschaltet, ohne je herauszufinden was das für ein Tiger ist.

Magic – An Anthology of the Esoteric and Arcane

Herausgeber: Jonathan Oliver

Diese Kurzgeschichtensammlung zum Thema Magie umfasst 15 Geschichten von verschiedenen Autoren.

Besonders gut gefallen haben mir die Beiträge von Sofia McDougall (‚Mailerdeamon‘) und Gail Z. Martin (‚Buttons‘), die verdienen 5 Sterne. Die Geschichte von Gemma Files (‚Nanny Grey‘) habe ich übersprungen, weil ich die erste Seite so unangenehm fand, das ich den Rest gar nicht wissen wollte.

Jede Geschichte beschäftigt sich mit dem Thema Magie, aber auf die unterschiedlichsten Arten. Von der Voodoo Göttin bis hin zum schummelnden Hütchenspieler ist alles mögliche dabei. Ich frage mich allerdings, warum das Cover so nach SP-Anfänger aussieht.

Eadric the Grasper

von Jayden Woods

Dies ist der erste Band einer Trilogie mit dem Namen ‚Sons of Mercia‘. Da ich recht lange auf den nächsten Band von Bernard Cornwell’s Uhtred-Saga warten musste, gefiel mir dieses Trio sofort, denn natürlich wollte ich in das Königreich Mercien zurückkehren, und vom Kampf der Angelsachsen gegen die Wikinger lesen!

Die Ereignisse beginnen etwa 100 Jahre später als die Cornwell-Serie, und auch wenn mir natürlich klar war, dass Woods wahrscheinlich nicht an Cornwell heranreichen würde, war ich dennoch gespannt. Eadrics Geschichte beginnt in seiner Jugend als Schweinehirt, und wir folgen ihm in seinem Streben nach Macht und Einfluss. Er steigt schnell auf, schart Gefolgsleute um sich, und macht sich einen Namen bei Hofe.

Trotzdem konnte mich das Buch nicht fesseln. Es lag eigentlich nicht einmal daran, dass die Kämpfe (verglichen mit Cornwell) nicht sehr ausführlich beschrieben sind – darauf war ich ja vorbereitet. Sondern diese elende „Romanze“ mit Aydith fand ich zum würgen. Während irgendeiner Szene wo sie sich mal wieder schmachtend in den Armen liegen habe ich dann abgebrochen.

Ich warte lieber auf den nächsten Uhtred.

6 Romane für Käseliebhaber

Heute mal etwas anderes: sechs Romane für Käseliebhaber!

Das erste Buch auf der List steht seit knapp 3 Jahren auf meinem Wunschzettel, seit mir eine Rezension in einem Büchermagazin gut gefallen hatte. Aber wer schreibt bitte ein Buch über Käse? So einige Autoren, offenbar.

Ich habe ein halbes Dutzend Bücher gefunden, die sich in verschiedenen Genres mit Käse beschäftigen.

Guten Appetit!

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Hello Bernard, can I get a picture?

Ich habe mich endlich aufgerafft, den Buchladen zu besuchen, der für die Dreharbeiten der Comedyserie „Black Books“ hergehalten hat, in der Bernard Black, ein griesgrämiger Buchhändler, zusammen mit seinem Assistenten und seiner Nachbarin allerlei Abenteuer erlebt, und dabei praktisch überhaupt keine Bücher verkauft.

Der Laden ist in Bloomsbury, ganz in der Nähe von King’s Cross.

Einen Scheiß muss ich

von Tommy Jaud

Genre: Humor

ISBN: 978-3596032280

Als ich den Titel sah, habe ich sofort zugegriffen. Das passte zu mir, denn das ist haargenau meine Reaktion, wenn mein (jetzt Ex-)Freund zu mir sagt: „Du musst die Socken bügeln“ oder ähnlichen Blödsinn. Einen Scheiß muss ich.

Das Buch ist eine Parodie auf die vielen Selbsthilfebücher, die vor allem in Amerika reißenden Absatz finden. Jaud hat dabei auch kein Thema ausgelassen – von Eheproblemen, über Karrierewahn und regelmäßigem Sport, bis hin zu gesunder Ernährung spricht er alles an, was wir eigentlich „müssten“. Oder auch nicht.

Dabei dreht er alles um, und führt lauter Argumente an, warum wir nicht jeden Trend mitmachen müssen, sondern eben auch mal sagen sollten: „Einen Scheiß muss ich.“

Die Ausführungen zu den verschiedenen Themen sind lustig, aber die Kapitel wiederholen sich sehr stark vom Stil und Aufbau her. Die letzten Kapitel habe ich deshalb nur noch quergelesen, um mir die witzigen Stellen herauszupicken.

 

Die Dynastie der Maschinen

von Daniel H. Wilson

Animierte Puppen werden als Automaten bezeichnet, und wurden als wundersame Gegenstände ausgestellt. Ein Avtomat ist so viel mehr – er hat ein Bewusstsein, agiert selbstständig und ist unsterblich.

Die Archäologin June interesstiert sich eigentlich für Automaten, bis sie bei ihren Recherchen einer geheimnisvollen Gruppe in die Quere kommt und Hals über Kopf mit einem lebenden Avtomaten in ein rasantes Abenteuer stolpert.

Das Buch springt zwischen verschiedenen Zeiten hin und her, und erzählt in Rückblicken durch die Jahrhunderte, wie es schliesslich dazu kommt, dass ausgerechnet June in die ganze Sache verwickelt wird – denn das ist kein Zufall.

Am Schluss gibt es einen tollen Showdown, der auch in einen Indiana-Jones-Film gepasst hätte. Ich konnte das Buch am Schluss kaum aus der Hand legen.

Die deutsche Übersetzung erscheint am 1. Februar 2019 als Taschenbuch.

Der Keller

von Minette Walters

Die wohlhabende Familie Songoli lebt in London, fern ihrer afrikanischen Wurzeln. Es geht ihnen gut – Herr Songoli hat einen gutbezahlten Job, seine Frau kann sich den ganzen Tag ihren Einkäufen widmen, die Söhne gehen auf eine teure Privatschule.

Doch sie haben ein Geheimnis: Muna, ein Mädchen aus einem Waisenhaus in der fernen Heimat, mit falschen Papieren nach England geschmuggelt. Sie lebt im Keller der Songolis, und muss ihnen als Haussklavin dienen, wird geschlagen und war noch nie draussen. Eines Tages kommt der jüngste Sohn Abiola aus der Schule nicht nach Hause. Die Polizei ermittelt, und plötzlich verändert sich alles für Muna.

Dieses Buch ist recht kurz für Minette Walters, aber trotzdem wieder einmal voller Spannung. Walters ist definitiv eine meiner Lieblingsschriftstellerinnen, ich habe ein halbes Regalbrett voller Krimis aus ihrer Feder, und auch diesmal hat sie mich nicht enttäuscht. Das Ende hat mir besonders gut gefallen, weil es vom „normalen“ Krimi abweicht.

Lost in Fuseta

von Gil Ribeiro

Das Buch fiel mir in einem Laden in die Hände, und da ich noch nichts für Portugal in meiner literarischen Europa-Reise hatte, passte es genau. Ausserdem hatte ich gerade Lust auf einen Krimi.

Der Protagonist Leander Lost ist urkomisch, obwohl er gar keine Witze macht. Als Mensch, der nicht lügen kann, und Dinge wie Sarkasmus und Ironie nicht versteht, entwickeln sich seine Gespräche mit Kollegen und Mitmenschen immer anders, als von seinem Gegenüber erwartet.

Auf einem internationalen Austauschprogramm der Polizei gerät Lost, kaum dass er in Faro ankommt, mit seinen portugiesischen Kollegen Rosado und Esteves sofort in einen spannenden Fall. Sie beginnen zu ermitteln, doch der Mord an dem Privatdetektiv O Olho ist viel verworrenener, als sie zuerst annehmen.

Der Krimi hat mir sehr gut gefallen, ich mochte vor allem den fortwährend essenden Carlos Esteves, dank dem ich gleich eine Reihe portugiesischer Gerichte kennengelernt habe. Und Graciana Rosados Fahrstil war so lebhaft beschrieben, dass ich mich vorsichtshalber an der Sofakante festgehalten habe, wenn sie am Steuer saß.

Ich werde mir den nächsten Band sicherlich auch kaufen.

Das verflixte Jahr

von Ismail Kadaré

Es ist das Jahr 1914, der Komet Delavan taucht am Himmel auf, und verheißt den einen Freiheit, den anderen Verderben. Die europäischen Großmächte beschließen, den deutschen Prinzen Wilhelm zu Wied auf den albanischen Thron zu setzen, denn Albanien strebt die Unabhängigkeit an, und da muss man schließlich etwas unternehmen.

In einer von wahren geschichtlichen Ereignissen durchzogenen fantastischen Erzählung fasst Kadaré die Irren und Wirren der albanischen Unabhängikeit in der Geschichte einer kleinen Truppe von Freiheitskämpfern zusammen, die durch das Land zieht und für ihre Nation kämpfen will. Dabei begegnen sie allen möglichen Freunden und Feinden, schaffen es dabei zufällig jedes ernste Gefecht zu umgehen, und werden trotzdem Zeugen wie ihr Land in die Geschichte eingeht.

Die Figuren sind einfach köstlich, auch wenn der eine oder andere unterwegs erschossen wird (mancher auch versehentlich). Ohne vernüftige Kommunikationswege basieren ihre Entscheidungen auf halbseidenen Gerüchten und Bauchgefühlen, und ohne zu wissen, was die fremden Heere eigentlich in ihrem Land zu suchen haben, ziehen sie kreuz und quer durch Albanien, immer auf der Suche nach dem vermeintlichen Feind. Zum Schluss ist Albanien ein Staat, und (fast) alle können nach Hause.

Ich habe diesen Roman sehr genossen, und bin froh, genau dieses Buch für meinen Albanien-Eintrag in meiner literarischen Europa-Reise ausgewählt zu haben.