Wie mich das eBook doch noch überzeugt hat

In den frühen 2000-ern las ich das erste Mal ein Buch elektronisch. Es war eine gekaperte Version von Harry Potter, die irgend jemand im Word-Format ins Usenet gestellt hatte. Ich saß ganze Abende vor dem Computer und las und las, und scrollte und scrollte. Legal war das natürlich nicht, und anstrengend war es auch.

Das nächste mal kreuzten elektronische Bücher etwa 2005 meinen Weg. Das amerikanische Projekt Gutenberg hatte urheberrechtsfreie Texte und Bücher zum Download im Angebot, manchmal als PDF, meistens als .txt Datei. Eine Weile war ich begeistert, doch das Lesen am Bildschirm war immer noch ermüdend, und ich wollte auch nicht unbedingt nur Klassiker und „altes Zeug“ lesen.

2008 las ich auf dem Weg zur Arbeit in der Straßenbahn einen Artikel über eBook Reader in der Zeitung. Ich war hellauf begeistert! Ein Tablet (was es damals noch lange nicht gab) mit verschiedenen Büchern darauf, die man auswählen und hin und her sortieren konnte. Ich könnte fünf, acht, oder ein Dutzend Bücher mit mir herumtragen, alles auf einem Gerät!

Doch zur Überraschung meiner Freunde kaufte ich keinen eReader. Es scheiterte daran, dass die Geräte sehr teuer waren, die Auswahl an Büchern doch noch ziemlich limitiert war, und ich noch nicht absehen konnte, welches Format sich letztendlich durchsetzen würde. So verschwand das Thema eBook erstmal wieder in meiner imaginären Schublade.

Im Jahr 2012 hatte sich das Kindle etabliert, und je nach Land gab es noch jeweils einen lokalen eReader für die vom Kindle nicht unterstützten ePub Formate, z.B. den Kobo aus Kanada, oder der in Deutschland gerade auf den Markt kommende erste Tolino. Ich wollte jedoch keinen davon haben. Ich müsse ein ‚echtes‘ Buch in der Hand haben, bildete ich mir ein. Ich wollte ‚richtig‘ umblättern und dort wo ich stehengeblieben war die Seiten anknicken.

Ein Familienmitglied lieh mir zum ausprobieren ein Kindle aus, das in seinem Haushalt kaum genutzt wurde. Ich lud mir ein Buch herunter und fing an zu lesen. Zuerst fand ich es SEHR gewöhnungsbedürftig – es war halt kein Buch. Doch nach und nach gefiel mir das Ding immer besser.

Ich machte, was jeder Neu-Besitzer eines eReaders tut: ich lud mir schubkarrenweise kostenlose Bücher herunter. Die gesammelten Werke von Jules Verne und Charles Dickens, eine Gesamtausgabe von Sherlock Holmes und was weiss ich. Dann folgten die kostenlosen Neuerscheinungen von selbstverlegenden Autoren. Es dauerte eine Weile bis ich merkte dass ich ersteres sowieso nicht wirklich lesen würde, und letzteres häufig Schund war.

Nach und nach fing ich an, wählerischer zu werden und mir gezielt Bücher zu kaufen. Das Kindle wurde zur Dauerleihgabe, und schlussendlich durfte ich es ganz behalten. Mittlerweile waren schon längst neue Geräte auf dem Markt, mit Touchscreen und integriertem Licht, aber ich fand das alte Keyboard Kindle mit den Tasten an der Seite so toll, dass ich mir vorsichtshalber ein zweites auf Ebay besorgte, nur für den Fall das meines eines Tages den Geist aufgibt.

Bald gab es etwas neues in Sachen eBook: die Onleihe! Jetzt konnte man mit einem eReader bei öffentlichen Bibliotheken eBooks ausleihen. Bei großen Bibliotheken (z.B. den Hamburger Bücherhallen) bekam man sogar einen Zugang zu Overdrive, der amerikanischen eBibliothek. Leider hatte sich dort das ePub Format durchgesetzt, und mit meinem Kindle kam ich nicht weit. Ein unabhängiger eReader musste her. Ich entschied mich für den Tolino Shine, besorgte mir einen Leseausweis in Hamburg und legte los. Leider war das ein leidiges hin und her mit Adobe Passwörtern und bla bla bla, und Overdrive kann man auch nur mit dem PC nutzen, von wo man sich das Buch dann per Kabel auf den Reader schieben muss – fand ich nicht toll.

Aber mein Kindle ist mir lieb und teuer – schwarz-weiss und mit Klickertasten zum umblättern, dafür mit Tastatur. Das gebe ich nie wieder her!

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2 thoughts on “Wie mich das eBook doch noch überzeugt hat”

  1. Moin, liebe Katja,

    ich bin damit nur wegen meines Mannes in Berührung gekommen. Wenn ich alleine wäre, hätte ich meinen Kindle Paperwhite wohl nicht. Es ist mein zweiter Kindle. Aber ich muss ehrlich sagen, ich nutze ihn kaum noch. E-Books lese ich nur im Büro während der Pausen und das tu ich dann auf dem Smartphone. Ich habe ein etwas größeres und darauf liest es sich ganz gut. Vor allem lässt es sich schnell beiseite legen, falls mal jemand unverhofft ins Büro kommt. Obwohl es ja die Pause ist.
    Zu Hause lese ich nur meine richtigen Bücher.

    Liebe Grüße, Anne

    1. Ich bin Pendler, und auf jedem Weg fast 2 Stunden unterwegs. Da lohnt sich das Kindle echt! Ich schleppe zwar immer noch Taschenbücher mit mir herum, aber dicke Wälzer kaufe ich mir mir schonn manchmal doppelt – einmal für’s Kindle in der Bahn und einmal für’s Regal.

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